Daniel Sommereisen

Jahrgang 1975

  • ehem. Lehrer, MBSR-Lehrer (Ausbildung am Institut für Achtsamkeit, Bedburg)
  • Achtsamkeitstherapeut an der Schön Klinik, Bad Arolsen
  • Ausbildungen in MBCL (Mitgefühlspraxis) und fortlaufend in Focusing
  • eigene Meditationspraxis seit 2007
  • und nicht zuletzt: Familienvater mit allen Aufs und Abs, die das Familienleben (inkl. drei Jungs) so mit sich bringt...

 Warum ich MBSR unterrichte:

Der Grund, warum ich MBSR unterrichte, und die Art und Weise, wie ich unterrichte, sind im ständigen Wandel - so wie sich eben auch das Leben ständig wandelt.

Trotzdem kann ich ganz klar in einen Satz fassen, was ich den Menschen in MBSR-Kursen vermitteln möchte: "Lass dich doch einfach mal sein." (- was ich mir übrigens selbst auch ständig sage...).

Zusätzlich zu all den äußeren Einflüssen (und daraus resultierend), sind wir nämlich in der Regel selbst unsere größten Stressoren: Indem wir uns nicht in Ruhe lassen, immer etwas erreichen und verändern wollen und uns dabei möglichst noch entspannt, erfolgreich und glücklich fühlen wollen (und sollen). Wir lassen uns selbst nicht in Frieden, sondern streben ständig nach dem Anderen, dem "Besseren". Und das ist in der Regel unser größter Stress (und zudem gesellschaftlicher Konsens). Und oftmals verhindert genau das die vielleicht so wichtigen Veränderungen in unserem Leben.

 

Tja, und es ist eben dieser zwanghafte Wunsch nach dem Anderen, den wir in der Meditation nicht haben. Genauer gesagt, haben wir gar kein Ziel, außer dem, uns so sein zu lassen, wie wir sind: mal froh und mal weniger, mal ruhig und mal getrieben, mal gesund, mal krank, mal obenauf, mal tief betrübt.

Letzten Endes ist die Achtsamkeitspraxis nichts anderes als das Aufgeben jenes Strebens nach dem "Besseren" - wir sind einfach die, die wir sind, mit all unseren Vorzügen und Unzulänglichkeiten, mit all den Aufs und Abs, die das Leben ausmachen. Und das zuzulassen ist alles andere als selbstverständlich, aber wohl letztlich wirklich das Beste, was uns passieren kann. Denn das heißt nichts anderes, als intensiv das Leben in all seinen Facetten zu leben.

 

Achtsamkeit ist eben kein Wundermittel, das uns zu ewigem Glück verhilft, und das am besten noch in acht Wochen. Aber Achtsamkeit kann uns befähigen, aus all dem Schönen und aus dem Unvermeidlichen im Leben intuitiv die für uns wichtigen Lehren zu ziehen, die ein erfülltes Leben ausmachen.

Und auch wenn es in der aktuellen Schwemme von Büchern und Zeitschriften über Achtsamkeit manchmal suggeriert wird, handelt es sich dabei weder um ein Wohlfühlprogramm, noch geht es um ständige Selbstreflexion und -kontrolle. Vielmehr geht es darum, auch diese Erwartungen und Mechanismen "sein zu lassen", um mit allen Sinnen er-lebend jeden Augenblick zu erfahren. So wie die polnische Lyrikerin Wislawa Szymborska in einem ihrer Gedichte sinngemäß schreibt, dass das hundert Kilo schwere Herz des Wals leicht ist im Vergleich zu dem des sich ständig selbst hinterfragenden Menschen... - Vielleicht gelingt es uns, in dieser Haltung und leichten Herzens die Welt zu einem besseren Ort zu machen?